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Karl Friesen

 

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Karl Friesen will auch künftig für die Nationalmannschaft spielen

"Der Karl ist sportlich und charakterlich stets ein Vorbild. Dass er geht, bedeutet einen herben Verlust fürs deutsche Eishockey." Mit diesem Kommentar reagierte Bundestrainer Xaver Unsinn auf die Meldung, dass Nationaltorhüter Friesen für die nächste Saison einen Vertrag beim amerikanischen Profiklub New Jersey Devils unterschrieben habe - dort, wo auch der aus Füssen stammende Verteidiger UIi Hiemer seine Brötchen verdient.

Die letzten fünf Jahre des Karl Friesen verdichten sich. wenn man seinen sportlichen Werdegang unter die Lupe nimmt. zu einem Eishockey-Märchen. ..Ich hätte früher niemals daran gedacht, in einer Nationalmannschaft zu spielen oder gar bei den Profis", gesteht ,der heute 26 Jahre alte Torhüter.

Wie hätte er auch auf einen solchen Gedanken kommen können? Zu alt geworden für die Junioren­liga, fand er Unterschlupf bei den Boniface Mohawks, einem kleinen Amateurklub am Rande von Winnipeg, seiner Heimatstadt. Vorgezeichnet schien der Weg eines Eishockeybegeisterten, für den der Sport ein Leben lang nur geliebtes Hobby bleibt.

Vielleicht wäre Karl Friesen notgedrungen diesen Weg auch weitergegangen, wenn da nicht Heinz Weisenbach gewesen wäre. Der ehemalige Füssener Nationalspieler hatte als Trainer des Mannheimer ERC ganz auf deutschstämmige Kanadier gesetzt, um einerseits Verstärkungen nicht zu teuer ausfallen zu lassen, andererseits aber nicht das Ausländerkontingent zu belasten.

Leute aus Kanada, die aufgrund ihrer Abstammung einen deutschen Pass beanspruchen konnten, galten als "Inländer" mit allen Rechten.
Wie man aus dem Passfälscherskandal weiß, waren auch "falsche" Deutsch-Kanadier darunter. Karl Friesen indes galt zu Recht von vornherein als ein lupenreiner Fall. Doch als er in Winnipeg von Weisenbach angesprochen wurde, da stand er dem geradezu sensationellen Plan seines Gesprächspartners noch ablehnend gegenüber.

Als sich der strenggläubige Baptist schließlich innerlich damit auseinandergesetzt hatte, war der Mannheimer Posten mit Ulrich Weishaupt besetzt. "Fast wäre ich dann beim ECD Iserlohn gelandet", erinnerte sich Friesen noch.

Die Spieleragentur hatte mit dem Klub im Sauerland den ersten Kontakt, ehe ein Vertrag in Rosenheim zustande kam.

Rainer Makatsch, der aus Bad Nauheim stammende ehemalige Nationaltorhüter, verstand die Welt nicht mehr, als der neue Mann, den niemand zuvor gekannt hatte, ihm gleich den Rang im Tor ablief. Nach der Saison 1980/81 mit derart schlechten Erfahrungen verschwand der routinierte Linkshänder denn auch aus Rosenheim und der Bundesliga.

Alle sprachen indes von Friesen, der auf Anhieb mit unglaublich beständigen Leistungen aufwartete und somit großen Anteil am folgenden Höhenflug des Sportbundes hatte. Der Weg in die Nationalmannschaft wurde von dem Deutsch-Kanadier mit gleicher Selbstverständlichkeit beschritten.

Diese märchenhafte Karriere, die Friesen nun im Profi-Eishockey fortsetzen möchte („Mit 26 vielleicht meine letzte Chance"), fußte nicht allein auf dem Talent des 1,80 m großen Mannes aus Winnipeg.

Er selbst hat nie ein Hehl daraus gemacht, als Baptist in seinem Glauben die Basis zu finden, auf der sein ganzes Leben im Privaten wie im Sportlichen aufgebaut ist.

„Vor allem bin ich dazu da, anderen zu helfen", betonte er zudem immer wieder, wenn er auf seine vorbildlich kameradschaftliche Art angesprochen wurde. Man hat bei ihm niemals gesehen, dass er Vorderleute kritisierte oder gar lautstark anmeckerte, wenn sie seiner Meinung nach einen Fehler begangen hatten. Da unterscheidet er sich völlig von beinahe all seinen Kollegen im Tor.

In 218 Punktspielen ist er lediglich mit drei Zweiminutenstrafen belegt worden - wegen Lappalien, die ihm ungewollt unterliefen. Zum Vergleich: Streitbare Torhüter wie etwa der Landshuter Bernd Englbrecht kassieren 40 und mehr Strafminuten in einer einzigen Saison!

Karl Friesen will, das hat er Xaver Unsinn versprochen, auch in Zukunft für die Nationalmannschaft bereitstehen, sofern ihm sein zukünftiger Arbeitgeber die Gelegenheit dazu gibt. Die New Jersey Devils als einer der schwächeren Klubs der nordamerikanischen Profiliga NHL hatten Friesen seit der Zeit, da dieser den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft schaffte, auf ihrer Spielerliste, aber erst beim Canada-Cup '84 fiel den Amerikanern der in Kanada geborene deutsche Torhüter so recht auf.

Für eine Saison steht Friesen zunächst unter Vertrag. Man kann annehmen, dass er auch diese Herausforderung bestehen wird. Und wenn nicht? "Dann komme ich wieder nach Rosenheim", hat er versprochen.

Stefan Held

Mit freundlicher Genehmigung von kicker.
@ kicker 1985


Im Anschluß an die Saison 1984/85 wechselte Karl Friesen in die NHL, zur Spielzeit 1987/88 kehrte er wieder zum Sportbund zurück und 1988/89 holte er seinen dritten Meistertitel mit Rosenheim.

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