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Manfred Ahne, Markus Berwanger, Axel Kammerer

 

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In den Achtzigern erhielten sie den Titel „Bester dritter Sturm der Bundesliga“,
Manfred Ahne (02.06.61, beim SBR von 82 bis 91),
Markus Berwanger (07.06.63, beim SBR von 81 bis 91) und
Axel Kammerer (21.07.64, beim SBR von 83 bis 87)

Sie waren auf dem Eis teils keine Kinder von Traurigkeit und sehr erfolgreich.

Momentan (2006/07) sind alle drei Trainer in ihren Heimatstädten:

Manfred Ahne bei den Selber Wölfen in der Landesliga,
Axel Kammerer beim Oberliga-Konkurrenten Tölzer Löwen und
Markus Berwanger seit dem 06.10.06 bei den Starbulls Rosenheim.

 

Hier ein Bericht von Joachim Zoellner aus dem Jahr 1985 über das erfolgreiche Trio:

Stürmische Zeiten

Für die Deutschen sind sie der Wechsel auf eine bessere Zukunft, für die Gegner eher das Trio Infernale. Die drei Rosenheimer Manfred Ahne, Axel Kammerer und Markus Berwanger bilden einen neuen Wundersturm im deutschen Eishockey.
Ihr Erfolgsrezept: Teamwork auf dem Eis, dann getrennte Wege.

Stars sind sie längst. Die Mädchen hängen wie Kletten an ihren Helden, wenn die sich auf der Straße blicken lassen. Die Gastwirte „vergessen“ schon mal, den Lokalgrößen Ihre Rechnung für Speisen und Getränke zu servieren. Und die Autohändler geben noch mehr Preisnachlass, wenn eines dieser Idole in der Tür steht, um mit einem neuen Wagen davonzufahren. Ruhm macht das Leben eben angenehm und billiger.

So leben die Stars in der Provinz, in Rosenheim. Die eishockeyverrückte Stadt liegt ihren Jung-Nationalspielern Manfred Ahne, Markus Berwanger und Axel Kammerer zu Füßen. Aber das sei, so betonen die drei bei jeder Gelegenheit, noch lange kein Grund, durchzudrehen und abzuheben.

„Wir bleiben schön auf dem Teppich“, sagt Manfred Ahne, mit 23 Jahren der Älteste und Wortführer, „unser Aufstieg im Düsentempo muss erst mal verkraftet werden.“

Sogar Bundestrainer Xaver Unsinn, der von sich behauptet, er habe die Eishockey-Szene fest im Griff, wurde vom Jubelsturm des deutschen Meisters SB Rosenheim überrascht.

„Na gut“, sagt er, „den Ahne kannte ich schon. Aber Berwanger und Kammerer waren noch zu Beginn unserer WM-Vorbereitungsspiele für mich unbeschriebene Blätter.“

Unsinn beschnüffelte sie und fand Geschmack an ihnen. Heute ist das Trio AKB seine wichtigste Stütze auf einem erfolgversprechenden Weg in die Zukunft.

Und er kann sich dabei immerhin rühmen, einen der drei, Manfred Ahne, entdeckt zu haben. Der Rechtsaußen stürmte noch beim Zweitligisten VER Selb, als ihn der Bundestrainer vor zwei Jahren erstmals ins National-Team berief. Eine Ungeheuerlichkeit im deutschen Eishockey-Geschäft. So etwas hatte es seit zwölf Jahren nicht mehr gegeben.

Unsinn aber war von diesem Talent, seiner Kraft und Kondition derart angetan, dass er dem Jungen einbläute: „Du musst ganz, ganz schnell in die Bundesliga, und ich helfe dabei.“

Er gab den Rosenheimern einen Tipp – und fortan sorgte Ahne mit seinem extrem harten Schuss in der höchsten deutschen Spielklasse für Feuer.

Weltklasse-Torwart Karl Friesen: „Wenn der hinlangt, wird's fürchterlich.“

Auch in dieser Saison prügelte der junge Mann wie gewohnt auf den Puck ein. Doch diesmal – als neue Variante – stürzte er sich auch auf die Gegner. Ungestüm und mitunter auch schon brutal. Schon am zweiten Spieltag handelte er sich deswegen eine Match-Strafe und eine Sperre ein. Damit nicht genug: Am 25. November 1984 fällte er den Landshuter Alois Schloder mit einem Stockstich an die Halsschlagader wie einen Baum. Wieder Sperre, diesmal für zwölf Spiele. Doppelt so viel wie bei seiner ersten Entgleisung.

Unsinns Musterschüler galt danach zwar weiterhin als talentiert, besonders befähigt schien er nun aber auch für Schlägereien zu sein. Nur: Mit Prügelknaben hat Unsinn nichts im Sinn. Ahnes Zukunft in der Nationalmannschaft war urplötzlich in Gefahr. Der Bundestrainer griff sogar zu drastischen Wortattacken: „Wenn das noch ein einziges Mal vorkommt, bist Du für mich gestorben. Ich lasse mir nicht den Ruf des deutschen Eishockeys kaputtschlagen – und von Dir schon gar nicht“, wusch Unsinn seiner Entdeckung den Kopf, in der Hoffnung, Ahne würde dann wieder sauberer spielen. Der tat's, versuchte sich als Unschuldslamm und bestand die Bewährung. Dennoch konnte er in der Öffentlichkeit den Makel, ein Rowdy zu sein, nicht mehr wegwischen. Bis heute nicht.

Aber – Ahne ein Rowdy? Das passt zu einem Sonnyboy so wenig wie ein Glas Kakao zu Whiskey-Freund J.R. von Dallas.

Das „Ekel“ in Unsinns Bubi-Sturm ist ein ganz anderer: Markus Berwanger, gerade 21 Jahre alt. Die Statistik weist aus: Mit 26 Strafminuten in neun Play – Off - Spielen holte er sich den unrühmlichen Titel eines Strafbank-Königs. Mit gar 81 Minuten in der gesamten vergangenen Saison handelte er sich mehr als doppelt so viel ein wie Kollege Ahne, der nur auf 36 Minuten kam.

Berwanger ist also der eigentliche Rüpel in diesem Sturm. Sein Glück: Es hat nie einer so richtig gemerkt, weil er geschickter foult als andere. Unsinn nennt ihn gar einen „pfiffigen Kerl“, der wisse, wie weit er gehen könne.

Mit seiner angepassten, intelligenten Spielweise kann Berwanger viele aber nicht alle Schwächen überdecken. Dass er trotzdem in den Kreis der Nationalmannschaft berufen wurde, verdankt er Ahne, der ihn so geschickt mit durchschleppt, dass sich Unsinn über Berwangers Leistungssteigerung nur wundern kann.

„Das hätte ich ihm nie und nimmer zugetraut.“

Ähnliches gilt auch für Axel Kammerer, mit 20 Jahren das jüngste Trio-Mitglied. Er fällt eigentlich so wenig auf wie ein Bleistift auf dem Schreibtisch. Er spielt brav mit (vergangene Saison nur 28 Strafminuten), läuft mit, kämpft mit und glänzt ebenfalls besonders durch seine Anpassungsfähigkeit auf dem Eis. Ein Könner (Ahne) also und zweimal Durchschnitt (Berwanger und Kammerer). Reicht das schon aus, diesen Sturm in höchsten Tönen zu loben?

Oldtimer Erich Kühnhackl jedenfalls ist skeptisch: „Da fehlt doch noch manches, um auf die Dauer international bestehen zu können. Von Eintagsfliegen kann sich keiner in diesem Geschäft ernähren.“

Lässt sich also der ausgebuffte Unsinn von den jungen Männern blenden? Oder was macht dieses Trio so stark, das den Vorschußlorbeer für die 90er Jahre schon heute rechtfertigt?

Manfred Ahne redet und die anderen nicken stumm:

„Wir sind eine unzertrennliche Gemeinschaft auf dem Eis. Jeder kämpft für jeden. Jeder geht für den anderen auch die weitesten Wege. Keiner ist sich für Dreckarbeit zu schade Unsere Harmonie muss stimmen – und damit kommt der Erfolg.“

Hinter so viel Einsicht steckt natürlich ein kluger Kopf: Dr. Pavel Wohl, bis zum Ende der Saison Trainer beim SB Rosenheim. Der Eishockey-Professor aus der CSSR hat seinen drei aufmerksamen Schülern beigebracht, dass einer ohne den anderen nichts ist. Mehr noch: nichts wird. „Nur gemeinsam seid ihr überdurchschnittlich gut.“

Der erste Erfolg: Zur deutschen Meisterschaft der Rosenheimer steuerten Ahne (14), Berwanger (16) und Kammerer (20) in der letzten Saison insgesamt 50 Tore bei. Der zweite Erfolg: die gemeinsame WM-Nominierung durch Bundestrainer Xaver Unsinn.

Als sich Pavel Wohl von seinen Spielern verabschiedete und jedem noch einmal aufmunternd auf die Schultern klopfte, flossen bei den Youngstern doch ein paar Tränen. Der Mann, der die Kleinen flügge gemacht hatte, kann nun nichts mehr für ihre Karriere tun. Der Mann, der sie zu ganz Großen erziehen soll, ist der Bundestrainer höchstpersönlich.

„Es ist wirklich beeindruckend, wie sich diese Jungs reinknien, wie sie schuften und an sich arbeiten. Ihr Engagement ist vorbildlich.“

Gemeinsame Arbeit auf dem Eis – aber getrennte Wege in der Freizeit. Nur selten sieht man die drei auf einem Haufen. Weder in Rosenheim noch in der Nationalmannschaft. Sie hocken nicht ständig zusammen, weil sie befürchten, sich sonst allzu schnell auf den Geist gehen zu können. Job ist Job. Und Schnaps ist Schnaps.

„Was wir uns zu sagen haben, bereden wir auf dem Eis“, sagt Manfred Ahne, „da liegt unsere Zukunft, alles andere ist nicht so wichtig.“

Und wieder nicken Berwanger und Kammerer.

Ohne Schlittschuhe unter den Füßen akzeptieren sie seine Führerrolle. Und auf dem Eis lassen sie in gewähren, was er am liebsten ist: Lenker und Denker, ein Mann mit Ideen und Impulsen. Aber deswegen ist er noch lange nicht ihr Chef.

Kammerer und Berwanger wissen nur zu genau: Hat Ahne nicht sie an seiner Seite, hilft auch sein Lenken und Denken wenig, dann hat er nicht mehr die Nebenleute, die seine Ideen vollstrecken. Dieses Wissen macht jeden einzelnen auf seine Weise stark und – das verbindet.

Genauso wie die gemeinsamen Ziele. Publikumslieblinge in der Provinz, das sind sie jetzt. Sie wollen mehr, viel mehr: bundesweite und internationale Anerkennung. Da können die Mädchen in Rosenheim so lange und so laut hinterher pfeifen, wie sie wollen.

 

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